Der Bornheimer Ratskeller und die drittbeste Paella der Welt
Der Bornheimer Ratskeller kocht in Sueca die drittbeste Paella der Welt
Liebe Gäste,
die letzten zweieinhalb Monate sind so verrückt gewesen, dass wir immer noch nicht dazu gekommen sind, unsere Paellageschichte richtig niederzuschreiben. Da wir vergangenen Mittwoch aber vorerst den absoluten Höhepunkt erreicht haben, was diese Geschichte angeht, müssen wir das jetzt festhalten, sonst ist der richtige Zeitpunkt dafür verstrichen. Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen, was wirklich schwer fällt, weil das Geschehene so an das spanische Nationalgericht gekoppelt ist, dass man nicht umhinkommt, gleich noch einen kleinen, kulturhistorischen Exkurs zu unternehmen. Aber vielleicht kann man diesen auch zu einem anderen Zeitpunkt nachholen, falls jemand noch in die Details eingeweiht werden möchte.
Die ganze Geschichte von vorne...
Angefangen hat alles Anfang Juli mit einer Anfrage des hier ansässigen Spanischen Fremdenverkehrsamtes, für das wir immer mal tätig sind. Ob wir nicht für Deutschland am Paella World Cup 2022 teilnehmen möchten ? Der Biergarten war jeden Tag voll besetzt, wir hatten dauernd mit Ausfällen zu kämpfen und für die wenige Tage später ablaufende Anmeldefrist hätte man ein Instagramvideo drehen müssen, was nun wirklich nicht unsere Welt ist.
Ein befreundeter Koch aus Valencia hat uns daraufhin auf eine andere Veranstaltung aufmerksam gemacht, den Concurso international de Paella Valenciana en Sueca, dem ältesten und renommiertesten, gastronomischen Wettbewerb Spaniens, der seit über 60 Jahren ausgetragen wird, um die weltbeste Paella ausfindig zu machen. Bis 1979 nur unter ortsansässigen Gastronomen der Provinz Valencia (da nur diese sich wirklich mit Paella auskennen können :-)), danach auch mit gesamtspanischer Beteiligung und ab 1987 sogar mit internationalen Teilnehmern, um dem Wettbewerb Aufmerksamkeit über die spanischen Grenzen hinweg zu verleihen. So treten bis zum heutigen Tage 20 lokale, 10 spanische und 10 internationale Betriebe um den begehrten Titel an.
Um es kurz zu machen: am 08.08.22 wurden wir darüber informiert, dass der Bornheimer Ratskeller mit um den Titel kochen darf. Allein das war schon Mal ein großer Erfolg, da noch nie ein deutsches Lokal in der Endrunde mitmischen durfte.
Blöderweise war der Garten immer noch voll und wir hatten nach wie vor mit Ausfällen zu kämpfen, sodass unsere Vorbereitung ein wenig schleppend in Gang kam. Bis Paellapfanne, original Turnierreis und eine etwas improvisierte Feuerstelle zur Verfügung standen, waren es nur noch knappe zwei Wochen bis zum Wettkampf. In dieser Zeit konnten wir dennoch ein Gespür für das Kochen auf offenem Feuer, einen passablen Wissensstand über Herkunft, Geschichte und kochtechnische Details des spanischen Nationalgerichtes sowie ein wenig Routine bei der Herstellung gewinnen.
Paella-Weltmeisterschaft in Sueca (bei Valencia)
Am 09.09.22 sind wir dann Richtung Sueca aufgebrochen. Zunächst im Flugzeug nach Valencia, dann mit dem Mietwagen 40 Kilometer westwärts in das Landesinnere, wo Sueca inmitten von Reisfeldern liegt. Das Städtchen gilt landläufig als die Geburtsstadt der Paella – klar, dass nur hier die einzig wahre Weltmeisterschaft ausgefochten werden kann.
Concurso international de Paella Valenciana en Sueca
Der Wettbewerb ist bestens organisiert und wird super professionell durchgeführt. An alles ist gedacht und alle freuen sich, dass nach zwei Jahren Stillstand endlich wieder ein Weltmeister gekürt werden kann. Wir fühlen uns sofort heimisch und können am Vortag des Turniers noch an einer sogenannten Masterclass teilnehmen – ein Privileg, das nur ausländischen Teilnehmern zuteil wird. Wir saugen die letzten Informationen und Tipps rund um die Paella auf und stehen am 11.09.22 voll motiviert und gut ausgeschlafen bereit, um unser bestmögliches Ergebnis zu kochen. Dass es dann so gut wird, dass wir fortan behaupten dürfen, die drittbeste Paella der Welt gekocht zu haben, hätten wir uns wenige Wochen vorher nie zu träumen gewagt.
Mit Auszeichung zurück nach Frankfurt
Wieder zurück überschlagen sich die Anfragen, Glückwünsche und Angebote. Wir möchten uns nicht vorstellen, was ein solcher Erfolg mit einem spanischen Restaurant anstellt. Leider ist unser Garten im Gegensatz zur Küchencrew immer noch voll besetzt, sodass wir erstmal alles abwimmeln müssen, was mit Paella zu tun hat.
Kochen für das Königspaar
Außer eine Anfrage, die erstmal geheim bleiben muss: der spanische Hof fragt an, ob wir für einen Empfang mit dem spanischen Königspaar kochen können. Im Rahmen eines Staatsbesuches sind Felipe VI und Königin Letizia in Berlin und im Anschluss zur Eröffnung der Buchmesse in Frankfurt zu Gast. Über Umwege hatten die Organisatoren von unserem Erfolg in Sueca gehört und suchten jemanden, der einen Empfang für das Königspaar und 140 geladene Gäste ausrichten kann.
Was soll ich sagen: der Garten war auf einmal leer und die Mannschaft fast wieder vollständig am Start, da haben wir natürlich zugesagt. Häppchen sollte es geben, weil alles im Stehen verzehrt werden können sollte und eine kleine Auswahl an Getränken. Also eigentlich eine einfache Aufgabe, wenn man nicht bestrebt ist, etwas besonderes, individuelles und dem Anlass entsprechendes zu servieren. Hat aber trotzdem geklappt. Wer mehr dazu lesen möchte, findet hier den ausführlichen Bericht: Ratskeller kocht bei Buchmesse Empfang.
Gerne hätte ich das ansonsten auch hier niedergeschrieben, wie wir das üblicherweise für unsere Speisekarte machen, aber da nun der Gastraum immer gut gefüllt ist und wir wieder mit Ausfällen zu kämpfen haben, muss ich an dieser Stelle Schluss machen. Wenn es meine Zeit erlaubt, dann schicken wir die Tage wie eingangs erwähnt unser Paella-Erfolgs-Rezept nach, anhand dessen man nochmal ein wenig auf das Turnier, unsere Vorbereitung und das ganze Drumherum wird eingehen können.
Gruß aus der Küche, Mario Furlanello